Förderinhalte
mit Blick auf belastete Kinder
Rechtschreiben
Kurze Fachtheorie und pädagogisch-didaktische Prinzipien für DaZ- und LRS-Kinder
Das orthographisch korrekte Schreiben hängt eng mit dem Erwerb der Lesekompetenz zusammen. Es geht beim Rechtschreiben um den Bereich der Worterkennung und die korrekte Durchgliederung des Wortes Phonem für Phonem und auch Graphem für Graphem.
Text Über Drop Down
Lautgetreue Wörter sind deshalb am einfachsten für die Kinder zu schreiben, weil in diesen Wörtern jedes Phonem klar mit einem einzigen Graphem korrespondiert (Bus, Auto, Lupe, Ampel,…). Kinder lernen lesen und schreiben über die Phonem-Graphem-Korrespondenz. Das ist die erste Grundlage jeder Alphabetisierung: ein Laut gehört zu einem Zeichen. Etwa 70 Prozent der deutschen Wörter werden mehr oder weniger lautgetreu geschrieben. Es macht also Sinn dieses Prinzip zur Grundlage der Alphabetisierung zu machen.
- auditive oder visuelle Wahrnehmung des Wortes (Worterkennung)
- die auditive Wahrnehmung jedes Lautes (Phonems) im zu schreibenden Wort
- die Phonem-Graphem-Korrespondenz kennen für jedes vorkommende Phonem
- die Durchgliederung des Wortes durch eine genaue Laut-Analyse
- das gedehnte Sprechen des Wortes (lesen läuft i.d.R. schneller ab als schreiben)
- das genaue Einhalten der Reihenfolge der Laute (Gedächtnisleistung)
- das Kennen der Schreibweise jedes vorkommenden Graphems (motorische Leistung)
- das phonem-aufbauende Sprechen des Wortes (A – Au – Aut – Auto)
- die Silbensegmentierung zur Unterstützung der Lautanalyse (Au – to)
Das lautgetreue Schreiben ist der Beginn der Aneignung von orthographischen Kompetenzen. Diese Phase steht immer zu Beginn der Rechtschreibförderung. Danach kommen die unzähligen weiteren Herausforderungen von Rechtschreibregeln und Rechtschreibfällen sowie die Vermittlung von historischen Schreibweisen, die sich jeder Regel und oft jeder Logik entziehen. Für DaZ- und LRS-Kinder empfiehlt sich deshalb eine sprachsensible und schrittweise Hinführung zur orthographischen Schreibkompetenz. Die pädagogischen Gründe hierfür sind komplex. Vor allem geht es darum Überforderungen zu vermeiden und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.
- Wesentlich ist die individuelle Förderung, die Überforderung vermeidet und Erfolge ermöglicht. Ohne Erfolgserlebnisse ist jegliche Lernmotivation und Anstrengungsbereitschaft gefährdet.
- Die Fähigkeiten lautgetreu zu schreiben stehen am Anfang der Förderung.
- Die Aufteilung der Grapheme in Basisgrapheme und Orthographeme (Thomé&Thomé 2017) erleichtert die Auswahl der Lernwörter nach dem Prinzip vom Leichten und häufig Vorkommenden zum Schweren und selten Vorkommenden (Thomé&Thomé haben eine Liste der Grapheme und Orthographeme nach Häufigkeit entwickelt).
- Nach dem lautgetreuen korrekten Schreiben folgen einfache und häufig anwendbare Rechtschreibregeln.
- Für manche Kinder ist die Arbeit mit individuell passend ausgesuchten Lernwörtern für längere Zeit zielführender als die Einübung von Rechtschreibregeln (Regeln erfordern meist analytisches und abstrakt-linguistisches Denken, was für manche DaZ-Kinder besonders schwierig ist).
- Erst wenn die einfachen Rechtschreibregeln ausführlich geübt und gesichert sind, folgen kompliziertere Rechtschreibregeln und Rechtschreibfälle.
- Die Übungsphasen sind meist viel länger als für den Leistungsdurchschnitt der Klasse. Eine Notenaussetzung oder eine DaZ-Note machen pädagogisch-psychologisch in den meisten Fällen Sinn.