Förderinhalte
mit Blick auf belastete Kinder
Rechtschreiben
Von der Diagnose zur Förderung – in 8 Methoden-Schritten (Fokus Daz & LRS)
Hier werden von den anfänglichen Lernmethoden im Rechtschreiben bis zu anspruchsvollen Aneignungsmethoden acht das Lernen unterstützende Vorgehensweisen angesprochen. Um die Förderung des Rechtschreibens beginnen zu können, müssen die Kinder vier Lernvoraussetzungen erfüllen:
- sichere auditiv-visuelle Kenntnis aller Phonem-Graphem-Korrespondenzen
- sichere Kenntnis der Schreibweise der einzelnen Grapheme (incl. Mehrgliedrige Grapheme)
- Fähigkeit zur sicheren Lautanalyse der Wortklangbilder bei lautgetreuen Wörtern
- Sichere Worterkennung kurzer lautgetreuer Wörter beim Leseprozess
Erst nach dem Erwarb dieser Fähigkeiten, etwa ab Mitte der ersten Klasse (bei sehr lernschnellen Kindern) und ab Beginn der zweiten Klasse (bei der überwiegenden Mehrheit der Klasse) kann ein gezielter und fachlich strukturierter Übungsprozess im Rechtschreiben begonnen
Die wichtigste Kompetenz im Rechtschreiben ist die Durchgliederung des Wortes nach den einzelnen Lauten/Buchstaben. Kinder sprechen das zu schreibende Wort langsam und gedehnt vor sich hin, nehmen die einzelnen Laute in der richtigen Reihenfolge wahr und verschriften sie. Orthographische Feinheiten (Doppelkonsonanten, verschiedene s-Laute u.a.) sind in dieser kognitiven Phase noch nicht wahrnehmbar. Lautgetreues Schreiben ist der Beginn des orthographisch richtigen Schreibens. Man kann/darf die Kinder in dieser frühen Phase nicht verunsichern und stressen mit orthographischen Anforderungen, die zu Beginn der Rechtschreibförderung nur zu Verwirrung, Motivationsverlust und permanenter Erfolglosigkeit führen würden. Alle müssen mit der lautgetreuen Schreibweise beginnen, weil die Lautanalyse und die auditive Durchgliederung der Wörter die Basisfähigkeit des Rechtschreibens darstellt.
DaZ- und LRS-Kindern hilft die Arbeit mit Handzeichen sehr bei der lautlichen Durchgliederung eines Wortes. Dadurch können schwierigere Grapheme oder Grapheme mit Verwechslungspotential besser identifiziert werden. Dieser Methodenschritt ist zentral in der ersten Klasse. Später dient er nur mehr bei verfestigten Verwechslungsvorgängen von Graphemen (z.B. d/b, p/q, m/n, …).
Langsames und gedehntes Sprechen erleichtert die lautliche Durchgliederung der Wörter. Das Dehnsprechen entspricht auch der Schreibgeschwindigkeit. Wiederholtes Dehnsprechen überlistet auch unser Kurzzeitgedächtnis (max 2 Sekunden Speicherkapazität) durch laufende Wiederholungen und Auffrischungsprozesse der Inhalte im Kurzzeitgedächtnis. Mit dem erweiterten Dehnsprechen können in späteren Rechtschreibphasen auch Doppelkonsonanten besser identifiziert werden (Pilotsprache siehe Brezing, H. u.a. (2020): Fresch – Freiburger Rechtschreibschule. S 36).
Silben gliedern Wörter in kleinere Einheiten auf. Zu Beginn des Lese- und Schreibprozesses erleichtert es dem Gehirn, die vielfältigen kognitiven Anforderungen zu vereinfachen und die Überforderung durch zu viele Phoneme/Grapheme auf drei bis vier Grapheme zu verkürzen. Auf diese Weise wird die lautliche Durchgliederung eines Wortes vereinfacht und besser strukturiert.
Die Arbeit mit Silbenbögen und Vokalhervorhebungen (Kapitän = Vokal, Matrosen sind die Konsonanten in einer Silbe) sind wichtige Anfangsübungen.
Bei den Anfangsübungen ist die Auswahl des Wortmaterials von zentraler Bedeutung. In der Phase des lautgetreuen Schreibens muss das Wortmaterial ausschließlich aus lautgetreuen Wörtern bestehen. Zusätzlich sind die Wortlänge, die Silbenzahl und die Wortbedeutung zu beachten. Kurze ein- und zweisilbige Wörter sind für Anfänger leichter zu schreiben als vielsilbige Wörter. Im Prozess der lautlichen Durchgliederung der Wörter wird das Kurzzeitgedächtnis stark beansprucht und bei längeren Wörtern oftmals überfordert.
Rechtschriftlich sind Wörter mit Auslautverhärtungen und die Unterscheidung von Umlauten für die DaZ- und LRS-Kinder recht kompliziert. Denn die genaue lautliche Durchgliederung der Wörter hilft nicht weiter, sondern führt zu orthographischen Fehlschreibungen. Durch Wortverlängerungen (Berg – Ber-ge) und Ableitungen (Bäume – Baum) können auch rechtschreibschwache Kinder sich über Regeln die richtige Schreibweise die Wörter mit Umlauten erschließen.
Es gibt Wörter in der deutschen Sprache, die lassen sich weder nach Regeln noch nach Ableitungen oder Verlängerungen erschließen. Diese muss man sich einfach merken. Schon zu Beginn der Rechtschreibübungen empfiehlt es sich ein eigenes Heft mit ‚Merkwörtern‘ anzulegen. Die können dann nach der Lernwörtermethode geübt und gesichert werden.
Es gibt Wortübergreifende Regelungen wie die Groß- und Kleinschreibung sowie die wörtliche Rede. Sie sollten im Zusammenhang mit der Einführung der Wortarten wie mit dem Beginn des Schreibens von Erzählungen eingeführt werden.